Wie vermeide ich Müll? Die „Zero Waste“-Bewegung und Tipps für den Alltag

2022-04-22 19:09:58 By : Ms. Kylie W

Ein Weg zum abfallfreien Leben

Mehr als 37 Kilogramm Verpackungsmüll aus Plastik verursacht im Schnitt jeder Deutsche pro Jahr. Eine immense Belastung für die Umwelt. Die „Zero Waste“-Bewegung will deshalb so viel Müll wie möglich vermeiden. Wir stellen einfache Tipps vor, wie das funktionieren kann.

Die Grundidee von Zero Waste ist, den Anteil von nicht-verwertbarem Restmüll auf nahezu null zu senken. Der effektivste Weg, Abfall zu vermeiden, ist dabei: sich ihn gar nicht erst ins Haus zu holen. Das ist aber gar nicht so einfach. Man kann diesen Lifestyle bis ins Extrem treiben, sich sein Mundwasser selbst mischen und die Haare statt mit Shampoo nur noch mit angerührter Roggenkleie aus dem Einmachglas waschen. Aber das will sicher nicht jeder, und es ist für die meisten auch nicht praktikabel. Aber es gibt ein paar Punkte, auf die jeder achten kann, ohne dass es einen zu großen Eingriff in den gewohnten Lebensstil bedeutet.

Wer sich vorher Gedanken über seine Ess-Gewohnheiten macht und danach einkauft, schmeißt weniger Produkte weg, die er oder sie nicht verbraucht hat. Laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg aus dem Jahr 2017 wirft jeder Deutsche pro Jahr 55 Kilo Lebensmittel in den Müll. Diese Verschwendung muss nicht sein, wenn man sich vorher Gedanken macht, was man wann (ver)braucht.

Die Plastiktüten sowohl in der Obst- und Gemüseabteilung als auch an den Kassen können liegen bleiben, wenn man stets eigene Beutel mitbringt. Die sollte man aber auch möglichst häufig wiederverwenden, da sie in der Herstellung viele Ressourcen verbrauchen. Hat man seinen eigenen Beutel vergessen, immer lieber zu Papiertüten statt zu Plastiktüten greifen. Alle Tüten, die man käuflich erwirbt, versuchen, zumindest ein zweites Mal zu verwenden (auch Papier und Plastiktüten – und sei es nur als Mülltüte). 

Oft kann man sich den Kaffee zum Mitnehmen auch in einen mitgebrachten Behälter abfüllen lassen. Wer nicht selbst schleppen und spülen will, kann etwa auf das Recup-System mit Pfand setzen. Dabei werden die Becher an den Verkaufsstellen wieder eingesammelt, gespült und erneut ausgegeben. So muss man die schmutzige Tasse nicht mit nach Hause schleppen.

Wer sein Essen öfter von zu Hause mit zur Schule oder Arbeit bringt, kann viel Plastikmüll sparen, weil er nicht zu To-go-Salaten in Plastikbechern oder verpackten Sandwichs greifen muss. Die Butterbrotdose oder eine Frischhaltebox sind umweltfreundlicher.

Auf Grillpartys oder Geburtstagsfeiern greift man gerne zu Papptellern und Plastikbesteck, weil man nichts spülen muss. Aber wer eine Spülmaschine hat, braucht den Abwasch ja nicht selbst zu erledigen, also lieber mit normalem Geschirr und Besteck feiern und anschließend die Spülmaschine anwerfen. Strohhalme aus Plastik ebenfalls meiden, es gibt inzwischen Mehrweg-Varianten aus Metall, Glas, Bambus oder Wegwerf-Alternativen aus recycelbarem Papier. In kalten Getränken ohne Kohlensäure eignen sich auch Makkaroni als Trinkhalme.

Ganz lassen sich Verpackungen und auch Glasflaschen nicht vermeiden und manches lässt sich auch nicht weiternutzen. In dem Fall sollte man seinen Abfall aber zumindest sorgsam nach Abfallarten trennen.

Wasser aus der Leitung steht qualitativ dem in Flaschen in nichts nach. Wenn Sie nicht auf ein Mineralwasser fixiert sind, können Sie sich also den Kauf sparen. Wer es lieber mit Kohlensäure mag, kann auf Wassersprudler umsteigen (gibt es auch mit Glasflaschen). Die Kohlensäure-Zylinder werden immer wieder befüllt, wer das Wasser anschließend mitnehmen will, kann es in eine Flasche für den Transport umfüllen.

Viele kleine Packungen verursachen viel Müll. Wer kann, setzt lieber auf größere Packungen, gerade bei Dingen wie Waschmittel, Seifen, Shampoos und Co., die eben nicht verderben. Manchmal lohnt es sich auch, größere Mengen zu kaufen und sie mit Freunden, Nachbarn oder Bekannten zu teilen. Das spart nicht nur Müll, sondern auch Geld.

Auch wenn man schwerer daran trägt: Wer die Umwelt schonen will, setzt bei Joghurt, Milch, Honig und Co. lieber auf Glasverpackungen als auf Plastik. Diese Lebensmittel gibt es auch in Pfandgläsern.

Gerade für Hygiene- und Pflegeprodukte gibt es Nachfüllpackungen, die mit weniger Plastik auskommen. Bei Flüssigseife zum Beispiel nicht immer einen neuen Spender kaufen. Ein Stück Seife ist übrigens in deutlich weniger Plastik verpackt als Flüssigseife. Ein Tipp für fortgeschrittene Zero-Waster: Es gibt Shampoos in Stückform, die schäumt man in der Hand auf und wäscht sich dann damit die Haare. Für einige Putz- und Waschmittel gibt es außerdem Refill-Stationen, an denen man die Originalflaschen wieder auffüllen kann.

Mehrwegflaschen für Getränke können in der Regel bis zu 50 Mal zum Einsatz kommen, Einwegflaschen werden dagegen direkt geschreddert. Aber beim Mehrwegsystem möglichst darauf achten, dass man Getränke nimmt, die in der Region wieder aufgefüllt werden. Wenn die Flaschen zur Wiederbefüllung durch die ganze Republik reisen, ist das in Sachen Umwelt auch nicht der beste Weg.

Papiertaschentücher, die man nicht gerade für die Handtasche braucht, lieber im Kartonspender kaufen als in der doppelten Plastikverpackung. Für Fortgeschrittene: Statt auf Papiertaschentücher wieder wie früher auf Stofftaschentücher setzen, aber das sorgt eben auch für mehr Wäsche.

Wer Teebeutel sparen will, verwendet losen Tee mit plastikfreiem Sieb oder wieder verwendbarem Stoffteebeutel.

Die beliebten Kaffeemaschinen mit Einzelkapseln sind leider wahre Müllschleudern. Wer viel Kaffee trinkt, sollte auf sie verzichten. Es gibt aber mittlerweile auch selbst befüllbare Kapseln, die man immer wieder verwenden kann. Wichtig: Wer schon eine Kapselmaschine hat, sollte sie jetzt nicht panisch wegwerfen, denn das verschwendet auch nur wieder Rohstoffe, die für die Maschine ja schon verwendet wurden. Bewusst die Kapseln genießen und bei größeren Mengen lieber auf Filterkaffee setzen.

Batterien müssen in dafür vorgesehenen Sammelstationen entsorgt werden, sie landen aber immer noch oft im Hausmüll. Am besten statt Einmalbatterien auf wiederaufladbare Akkus setzen, die haben eine Lebensdauer von mehreren Jahren. Der Memory-Effekt, durch den die Ladekapazität früher stark abnahm, ist bei modernen Akkus kein Problem mehr.

Alles, was über das Netz bestellt wird, wird verpackt geliefert. Beim regionalen Einkauf fällt diese Verpackung nicht an. Aber der Internethandel boomt nun mal, und es ist eher unrealistisch, wirklich alles vor Ort einzukaufen. Aber: Man kann zumindest darauf achten, dass Lieferungen gebündelt werden und gemeinsam mit anderen Sammelbestellungen aufgeben, sodass der Verpackungsmüll eines Pakets sich wenigstens lohnt.

Wer sie nicht für ein Haushaltsbuch oder eine interne Abrechnung braucht, sollte direkt an der Kasse Bescheid geben, dass er sie nicht braucht. Viele Händler drucken sie dann gar nicht mehr aus.

Lebensmittel sind nicht automatisch schlecht, nur weil das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten wurde. Auf die eigenen Sinne vertrauen, genau hinschauen, dran riechen und ein wenig kosten. Wenn Schimmel zu sehen ist, es komisch riecht oder seltsam schmeckt, dann gehört es wirklich in den Müll, ansonsten kann man das meiste noch verwenden. Bei Fleisch (vor allem Hackfleisch und Hühnchen) und Fisch sollte man allerdings vorsichtig sein.

Schraubgläser kann man anstelle von Plastikvorratsdosen für Cornflakes, Mehl, Salz, Zucker und Co. nutzen. Und: Man kann in Ihnen sogar Sachen einfrieren.

Gemüse wie Frühlingszwiebeln sind oft mit Gummibändern zusammengebunden. Diese nicht wegwerfen, sondern im Haushalt weiterverwenden.

Im Job oder zu Hause praktikabel. Sich immer fragen, ob man ein Dokument wirklich ausdrucken muss, ob man nicht beidseitig drucken kann. Fehldrucke als Schmierpapier oder für Probedrucke verwenden. Als Notizzettel oder auch Malpapier für Kinder können zudem die Rückseiten von Briefumschlägen dienen, die man bekommen hat.

Zeitungen und Illustrierte lassen sich als Geschenkpapier nutzen. Basteltipps dafür gibt es im Internet. Die alternative Verpackung ist individuell und sieht hübsch aus. Das funktioniert auch mit alten Straßenkarten.

Brot- und Gebäcktüten aus Papier kann man gut noch als Mülltüten für kleine Badezimmermülleimer verwenden. Auch die großen Verpackungen von Klopapier eignen sich prima als Mülltüten. Eierkartons lassen sich als Grillanzünder oder Behälter für Setzlinge noch einmal wiederbeleben.

Schon aufwendiger, denn im Supermarkt sind die meisten Lebensmittel eben verpackt. Wer es unverpackt haben will, der muss meist weiter fahren und mehrere Geschäfte/Märkte ansteuern. Körner, Hülsenfrüchte, Cornflakes, Müsli und gibt es in „Unverpackt“-Läden zum Abfüllen. Bei einigen Metzgern kann man eigene Gefäße mitbringen. Nüsse oder Antipasti, aber auch Obst und Gemüse gibt es auf Märkten oft unverpackt, die kann man sich in mitgebrachte Behälter oder Beutel abfüllen lassen. Und Bäcker geben Brot auch direkt auf die Hand oder in den mitgebrachten Stoffbeutel.

Aus Gemüse-Abschnitten lässt sich eine Gemüsebrühe machen, aus Apfelresten Essig, aus Knochen eine gute Brühe kochen. Und der Rest der Lebensmittel, die nicht verbraucht werden, kann meist auf den Kompost (außer Fleischreste). Das geht nur, wenn man einen Garten hat? Nein, es gibt auch kleine Komposter für den Balkon. So wird aus den Essensresten Dünger für Pflanzen. Auch Kaffee- und Teesatz lässt Pflanzen wachsen.

Zum Abschminken müssen es nicht Einmal-Wattepads oder -Kosmetiktücher sein. Es gibt waschbare Varianten aus Stoff, die das Make-up mit Reinigungsprodukten (oder sogar ganz ohne) vom Gesicht entfernen. Sie müssen allerdings regelmäßig in die Wäsche.

Okay, das erfordert für einige eine Umstellung im Schreibverhalten: Eigene Notizen lieber mit dem Bleistift als mit dem Kugelschreiber verfassen. Ersterer ist aus Holz, das ist leichter abbaubar. Wenn man etwas dokumentenecht unterschreiben muss, kommt man um den Kuli nicht herum, aber man kann einen verwenden, bei dem man die Mine austauschen kann.

Geschenkpapier vorsichtig aufreißen, dann kann man es später noch einmal für ein anderes Geschenk nutzen. Für Fortgeschrittene: Geschenke in Stofftücher einpacken, die weiterverwendet werden können (ist aber auch teurer).

Bei Heimwerker- oder Gartentätigkeiten braucht man oft große und teure Geräte, aber meist eben nur ein Mal. Die muss man nicht immer selber kaufen. Es gibt sie (wie übrigens auch andere Elektronik-Geräte) stundenweise zu mieten oder mit langfristigem Leasing. So hat man immer das neueste Modell zur Hand, muss nichts selbst warten und hat keinen Staubfänger zu Hause herumstehen.

Kaputte oder alte Geräte werden heute meist weggeworfen, weil das Know-how fehlt, sie wieder in Stand zu setzen. In sogenannten Repair-Cafés widmet man sich diesen Teilen, man kann dabei eine Menge lernen und sein handwerkliches Geschick aufmöbeln.

Die Infos auf aktiv sind verlässlich und von Arbeitgeberverbänden empfohlen.

Rüdiger Baumann, Hauptgeschäftsführer vom Verband der Kunststofferzeuger, erklärt im Gespräch mit AKTIV, wo Kunststoffe Nachhaltigkeit erst ermöglichen und wie Plastik verwertet werden kann. Deutschland macht es vor.

Den Abfall anderer Leute entsorgen – das klingt nicht gerade nach Traumjob. Sondern nach schwerer körperlicher Arbeit. Und doch lieben viele Müllwerker ihren Beruf. Wir haben sie begleitet.

Aus Alt mach Neu: So lautet der neue Trend, der sich gerade in Europa und den USA ausbreitet. „Upcycling“ nennt sich das Konzept. Die Firma Feuerwear in Köln etwa macht Taschen aus ausgedienten Feuerwehrschläuchen.

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