Was bringen Verbote von Einweg-Plastikartikeln wirklich?

2022-07-15 17:59:26 By : Mr. Aaron Xu

Im aktuellen Polyproblem-Report „Strafsache Strohhalm“ werden die Effekte von „Plastikverboten“ auf drei Kontinenten beleuchtet, mit interessanten Ergebnissen.

"Plastikverbote" helfen, die den Eintrag von beispielsweise Einweg-Plastik in die Umwelt zu reduzieren, die Gesamtmenge an Kunststoffabfällen beeinflusst das jedoch nicht. (Bild: Irina - stock.adobe.com)

Der Polyproblem-Report der gemeinnützigen Röchling Stiftung und des Beratungshause Wider Sense in Zusammenarbeit mit dem Wuppertaler Institut für Klima, Energie, Umwelt geht in der aktuellen Ausgabe den Effekten von Verboten von Einweg-Plastikartikeln wie Plastiktüten und Strohhalmen nach. Die Ergebnisse: Verbote führen sowohl zu einem spürbaren Rückgang der Vermüllung von Straßen und Stränden als auch zu einer intensiveren öffentlichen Diskussion über nachhaltigen Konsum. Die Gesamtmenge an Kunststoffabfällen lässt sich mit diesen Maßnahmen hingegen nicht signifikant verringern.

Im Kontext dazu: Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „Forsa Politik- und Sozialforschung“ im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) für den DBU-Umweltmonitor Circular Economy (CE) sind insgesamt 82 % der Deutschen für ein Verbot bestimmter Einwegprodukte zur Vermeidung von Plastikmüll.

Unter dem Titel „Strafsache Strohhalm“ (den Report gibt es hier kostenlos zum Herunterladen) hat das Autorenteam die Wirkung staatlicher Verbote von Einweg-Plastikprodukten unter die Lupe genommen. „Ob Verbote bestimmter Produkte und ihres Gebrauchs zur Bewältigung globaler ökologischer Krisen geeignet sind, ist eine umstrittene Grundsatzfrage. Wir wollten wissen, ob die Effekte über eine symbolische Wirkung hinausgehen“, sagt Uwe Amrhein, Stiftungsmanager der Röchling Stiftung die Zielsetzung.

Das Autorenteam hat dazu auf drei Kontinenten recherchiert – in Kenia, Kalifornien und Deutschland – und aus Gesprächen mit Experten Fallstudien erarbeitet.

Die Hersteller von Kunststoffverpackungen ziehen eine kritische Bilanz bezüglich der EU-Einweg-Kunststoff-Richtlinie, so die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen. Es ist zum einen die EU-Richtlinie selbst, die in der Kritik steht, aber auch die Tatsache, dass viele Mitgliedstaaten sie nicht fristgerecht umgesetzt haben. Die Hintergründe erfahren Sie hier

Verbote bestimmter Einweg-Plastikartikel gibt es seit vielen Jahren in den meisten Ländern der Erde. Sie sind allerdings so verschieden ausgestaltet und auf unterschiedliche Produkte bezogen, dass sie bisher nicht zum globalen Aus für einen bestimmten Artikel geführt haben. Den jüngsten Zahlen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen zufolge haben 83 Staaten die kostenlose Ausgabe von Plastiktüten generell verboten. Weitere 61 Länder haben Produktions- und Einfuhrverbote eingerichtet. 27 Länder erheben Steuern auf die Produktion, und in 30 gibt es Aufpreise für Konsumenten. Trotzdem gibt es die Tüte noch.

Eine verbesserte internationale Abstimmung bei staatlichen Eingriffen in den Markt lautet daher eine Experten-Empfehlung aus Kenia.

Ein weiteres Problem, das sich besonders beim Blick auf Deutschland zeigte: Ein Verbot von Einweg-Plastik führt noch lange nicht zu einer Stärkung von Mehrweg-Systemen, wie Verbraucher- und Umweltschutzverbände in der Studie bemängeln. Ein Ausweichen auf Einwegprodukte aus anderen Materialen sei häufig zu beobachten, aber meist keine ökologisch sinnvolle Lösung.

Deshalb ist die Einbindung sogenannter Plastikverbote in eine Gesamtstrategie die wohl wichtigste Handlungsempfehlung des neuen POLYPROBLEM-Reports.

„Wenn Plastikverbote zu sauberen Stränden und weniger Vermüllung der Meere führen sollen, dann braucht es auch für die anderen Einleitungspfade klare Vorstellungen, wie man diese adressieren will. Wenn damit andere, vielleicht noch relevantere Ziele wie der Klima- und Ressourcenschutz unterstützt werden sollen, braucht es auch hier klare Vorstellungen, welche Rolle Kunststoff in einer zukünftig klimaneutralen und ressourcenleichten Kreislaufwirtschaft spielen soll“, schreibt Dr. Henning Wilts, Kreislaufwirtschaftsexperte des Wuppertal Instituts in seiner Zusammenfassung.

Einweg-Getränkebecher aus Kunststoff und aus mit Kunststoff beschichtete Papierbecher müssen nach einem Beschluss des Bundestages vom 26.03.2021 mit einem neuen Piktogramm gekennzeichnet werden. Weiterhin müssen sie den schriftlichen Hinweis enthalten, dass der Becher Kunststoff enthält beziehungsweise aus Kunststoff hergestellt ist. Becher, die ab dem 3. Juli 2021 erstmalig in Deutschland in Verkehr gebracht werden, unterliegen dieser Vorschrift. Die Details gibt es hier

Was indes in allen betrachteten Regionen zu beobachten war, ist eine Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger zu den restriktiven Maßnahmen und eine spürbare Belebung der Diskussion über nachhaltigen Konsum.

Ebenfalls eindeutig nachweisbar sei der tatsächliche, enorme Rückgang der konkret verbotenen Produkte in den jeweiligen Regionen. Ihr geringer Gewichts- und Volumenanteil führt allerdings nicht zu einer deutlichen Verringerung der Gesamtmenge des Plastikmülls.

Platz 15: Coca-Cola Deutschland Für die Erstellung dieses Rankings haben das Datenportal Statista und die Wirtschaftszeitschrift Captial gemeinsam die CO2-Bilanzen von 2.000 deutschen Konzernen verglichen. Gerankt wurde hierbei nach der "Compound Annual Reduction Rate (CARR)", welche die durchschnittliche jährliche Emissionsreduzierung zwischen zwei Zeiträumen beschreibt. Auf Platz 15 im Ranking landet der Getränkehersteller Coca-Cola Deutschland, mit einem CARR-Wert von 20,7 Prozent zwischen 2014 und 2019. - (Bild: monticellllo/adobe-stock.com)

Platz 14: Kuka Der bayerische Robotik-Anbieter Kuka hatte zwischen 2017 und 2019 einen CARR-Wert in Höhe von 23 Prozent. - (Bild: Kuka)

Platz 13: Adidas Der Sportartikelhersteller Adidas hat seinen Hauptsitz in Herzogenaurach. Zwischen 2015 und 2019 betrug die Compound Annual Reduction Rate des Unternehmens 23,4 Prozent. - (Bild: Adidas)

Platz 12: DAW Das in der Farben- und Lackbranche tätige Unternehmen DAW (Deutsche Amphibolin-Werke) hatte zwischen 2015 und 2019 einen CARR-Wert von 23,6 Prozent. - Symbol (Bild: svort/adobe-stock.com)

Platz 11: Porsche Der Sportwagenbauer Porsche mit Hauptsitz in Stuttgart landet auf Platz 11, mit einem CARR-Wert von 23,9 Prozent zwischen 2014 und 2019. - (Bild: Porsche)

Platz 10: Puma Den zehnten Platz schnappt sich ein weiterer Sportartikelhersteller. Diesmal handelt es sich um das Unternehmen Puma, das zwischen 2014 und 2019 eine Compound Annual Reduction Rate in Höhe von 25,6 Prozent hatte. - (Bild: Puma)

Platz 9: Telefónica Deutschland Den gleichen CARR-Wert wie Puma, also ebenfalls 25,6 Prozent zwischen 2014 und 2019, hat auch das Telekommunikationsunternehmen Telefónica Deutschland, das hauptsächlich im Namen seiner Kernmarke O₂ agiert. - (Bild: Telefónica)

Platz 8: PSI Software Das Softwareunternehmen PSI Software hat einem CARR-Wert von 25,8 Prozent zwischen 2014 und 2019. - (Bild: PSI Software)

Platz 7: Vorwerk Vorwerk ist ein Hersteller von Haushaltsgeräten, zu dessen Produktportfolio unter anderem Staubsauger oder auch die Multifunktions-Küchenmaschine Thermomix zählen. Zwischen 2016 und 2018 lag der CARR-Wert des Unternehmens bei 26,5 Prozent. - (Bild: Vorwerk)

Platz 6: Surteco Group Bei dem sechstplatzierten Unternehmen in diesem Ranking handelt es sich um die Surteco Group, die beispielsweise Oberflächenmaterialien auf Papier- und Kunststoffbasis produziert. Die Compound Annual Reduction Rate von Surteco lag zwischen 2016 und 2019 bei 27,5 Prozent. - Symbol (Bild: karepa/adobe-stock.com)

Platz 5: Munich Re Die Rückversicherungsgesellschaft Munich Re hat ihren Hauptsitz, wie der Name schon verrät, in der bayerischen Hauptstadt. Zwischen 2016 und 2019 lag der CARR-Wert des Unternehmens bei 28,3 Prozent. - (Bild: Munich Re)

Platz 4: Ceconomy Platz 4 im Ranking hat seinen Sitz in Düsseldorf und ist ein internationaler Handelskonzern. Die Rede ist von Ceconomy (ein ehemaliger Metro-Firmenmantel), unter dem die Elektronik-Fachmärkte Media Markt und Saturn laufen. Die Compound Annual Reduction Rate des Unternehmens lag zwischen 2016 und 2019 bei 33,7 Prozent. - Symbol (Bild: Nomad_Soul/adobe-stock.com)

Platz 3: Barmenia Den Start in die Top 3 macht die Versicherungsgruppe Barmenia. Das Unternehmen mit Sitz in Wuppertal hatte zwischen 2016 und 2019 einen CARR-Wert von 34 Prozent. - (Bild: Barmenia)

Platz 2: Gardena Gardena ist ein in Ulm ansässiger Hersteller von Gartengeräten. Zwischen 2015 und 2019 lag der CARR-Wert des Unternehmens bei 35,3 Prozent. - (Bild: Gardena)

Platz 1: Zalando Spitzenreiter und damit das "klimabewussteste Unternehmen Deutschlands" ist der Online-Versandhändler Zalando mit Sitz in der Hauptstadt Berlin. Als einziges Unternehmen erreichte Zalando eine Compound Annual Reduction Rate von über 40 Prozent - zwischen 2016 und 2019 betrug der CARR-Wert des Händlers 40,9 Prozent. - (Bild: Zalando)

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