Taschenmanufaktur Hermès: Ein Hauen und Stechen - Technik - FAZ

2022-03-03 05:56:03 By : Mr. Chris Wong

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Jeder Handwerker der Manufaktur hat sein eigenes Werkzeug. Bild: Hersteller

Jedes Mal eine schwere Geburt: Die Herstellung einer noblen Tasche aus Leder ist anspruchsvolle Handarbeit. Ein Besuch in der Manufaktur von Hermès.

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O livier Barreaus Muskeln spannen sich unter den kurzen Ärmeln seines schwarzen T-Shirts. Die Brille steckt in seinem Haar. Er braucht sie jetzt nicht. Auf der vierten Etage der Manufaktur von Hermès geht es in diesem Moment vor allem um Kraft. „Und um sehr viel Technik“, wie Barreau sagt. Er muss kaum hinschauen, seine Hände wissen auch so, was sie zu tun haben. Sie greifen tief ins Innere der Tasche, bis in die Ecken. Der Handwerker ist dabei, eine Reisetasche, in die später mal die Habseligkeiten eines Menschen für ein Wochenende passen werden, von links nach rechts zu wenden. So machen sie das hier mit jeder Tasche, denn gefertigt werden die Modelle von Hand auf links, und erst kurz vor Schluss gedreht. Es ist eine Aufgabe für Männer, wegen der Kraft. Das Leder gleitet nicht einfach zwischen den Fingern, es sträubt sich. Umso schneller muss Barreau mit seinen Händen arbeiten.

In der Taschenmanufaktur von Hermès in Pantin – 20 Minuten mit der U-Bahn außerhalb von Paris – muss der Mensch nicht befürchten, dass ein Roboter seine Arbeit bald ersetzen wird. Maschinen spielen eine eher untergeordnete Rolle. Eine Nähmaschine zum Beispiel. Die brauchen sie nur, wenn eine Naht zur Dekoration gedacht ist, etwa an jenem Stück Leder, das die Tasche schließt. Wenn eine Naht hingegen so fest sein soll, dass sie Leder mit Leder zusammenhält, dass sie nicht unter dem Inhalt im Inneren nachgibt, dann verlassen sie sich hier auf ihre Hände. Jeder Handwerker ist für seine Tasche verantwortlich. Die Lederteile kommen zugeschnitten und vorbereitet von anderen im Haus, aber dann muss der Mensch sie selbst zusammensetzen wie ein Puzzle.

Das war schon immer so und soll auch so bleiben, selbst jetzt, da Hermès sich längst von seinen Ursprüngen als Hersteller von Zaumzeug und Pferdesätteln weiterentwickelt hat. 1837 gründete Thierry Hermès, ein in Krefeld geborener Protestant mit französischer Familie, in Paris seine Sattlerei. Sie existiert bis heute, aber dazugekommen sind Produkte für nahezu alle Lebensbereiche, für die Menschen bereit sind, viel Geld auszugeben. Man kann seine Wohnung in Hermès einrichten, sich in Hermès kleiden, nach Hermès riechen, mit Hermès reisen. Eine Fließbandkette haben sie hier in der Produktion trotzdem nicht. Weder einen, der nur Seitenteile vernäht, noch einen anderen, der ausschließlich Reißverschlüsse montiert. So wie es selbst in anderen Luxushäusern, die weiterhin in Europa produzieren, mittlerweile üblich ist. Luxus heißt hier auch, dass hinter jeder Tasche ein einziger Handwerker steht.

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Taschenmanufaktur Hermès: Ein Hauen und Stechen

Jedes Mal eine schwere Geburt: Die Herstellung einer noblen Tasche aus Leder ist anspruchsvolle Handarbeit. Ein Besuch in der Manufaktur von Hermès.

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