Ittersbach. Was haben LED-Scheinwerfer am Auto, elektrische Zahnbürsten, Standbodenbeutel mit Katzenfutter und Babywindeln gemeinsam? Sie alle werden mittels Ultraschallschweißtechnologie hergestellt oder verpackt. „Dabei wird thermoplastischer Kunststoff mittels Ultraschall aufgeschmolzen und so verbunden. Die Technologie ist unscheinbar, dabei umgeben uns täglich hunderte Produkte, die mit Hilfe von Ultraschall hergestellt wurden“, erzählt Firmengründer Walter Herrmann.
„Meine Geschichte beginnt im Oktober 1961 in Ötisheim, in unserer Garage, in Küche und Wohnzimmer“, erinnert sich der erfolgreiche Unternehmer. Mit einer 380-Volt-Drehstrom-Leitung vom Bauernhof zur Garage. „So habe ich den ersten Ultraschall-Maschinen-Generator entwickelt“, erinnert sich Herrmann. Ein Jahr später Umzug nach Langensteinbach in eine Malerwerkstatt. Der erste Firmenname: Walter Herrmann Elektronik und Elektromaschinenbau.
Doch schon nach kurzer Zeit, zeigte sich, dass der erste Ultraschallgenerator alleine nicht zu verkaufen ist. Es wurden Reinigungsanlagen und Karussell-Reinigungsautomaten entwickelt und gebaut. Gereinigt wurden: polierte Bestecke, polierte Edelstahltöpfe, geläppte Zahnräder für Daimler Gaggenau sowie den Wankelmotor. 1965 erfolgte der Umzug in eine Holzbaracke in Langensteinbach mit viel Platz. In Pforzheim saß der größte Importeur für Ultraschall-Schweißmaschinen – ein Wettbewerber aus USA. „Ende der 1960er Jahre haben wir diese Maschinen mit unseren leistungsstärkeren Ultraschall-Transistor- Generatoren ausgerüstet.“ Herrmann erkannte, dass diese Technologie große Chancen bot und entschied, nun komplette Ultraschall-Schweißmaschinen zu entwickeln und zu bauen – seit 1973 in einem Neubau im Industriegebiet Ittersbach. In seiner Heimatstadt Pforzheim dominierte damals noch die Schmuckindustrie und es war schwer dort ein Grundstück zu bekommen.
Herrmann gab später den Bau von Ultraschallreinigungsanlagen auf und konzentrierte sich auf den Sondermaschinenbau – etwa für die Produktion von Standbeuteln für Kartoffelprodukte in einer Bosch-Maschine unter Vakuum. „Schon Anfang der 1990er-Jahre begannen wir neben Verpackungen auch mit einem neuen Geschäftsfeld, dem Verschweißen von Vliesstoffen.“
Heute hat Herrmann Ultraschall drei gut gehende Geschäftsbereiche: das Verschweißen von Kunststoff-Spritzgußteilen, das Versiegeln von Verpackungen aller Art und das Verschweißen von Vliesstoffen in der Hygieneindustrie. Neu hinzu kommt dieses Jahr ein vierter Bereich: das Verschweißen von Nichteisenmetallen.
„Schon sehr früh habe ich erkannt, dass qualifizierte Mitarbeiter das größte Kapital eines Unternehmens sind“, betont der gebürtige Pforzheimer. Außerdem haben wir Mitarbeiter geschult durch Weiterbildungslehrgänge, Seminare und externe Berater.“ Zusätzlich wurde die Herrmann Akademie ins Leben gerufen. Dort geht es um die Einarbeitung neuer Mitarbeiter, aber auch um Weiterbildung und Wissenstransfer. Rund 60 Mitarbeiter engagieren sich als Trainer. Neben der Mitarbeiterentwicklung sind auch soziale Projekte für die Firma Herrmann Ultraschall wichtig: „Wir unterstützen das Ehrenamt unserer Mitarbeiter und spenden statt Weihnachtsgeschenken an soziale Projekte, wie Flüchtlingsarbeit und die Betreuung schwerkranker Kinder“, ergänzt Tochter Sabine Herrmann-Brauss.
1990 erfolgte die Gründung eines Tochterunternehmens in den USA, welches Sohn Thomas Herrmann aufbaute. Im Jahr 2007 kehrte dieser aus den USA zurückgekehrt und übernahm die Unternehmensführung.
„Mehr und mehr wurden wir als Problemlöser für unsere Kunden wahrgenommen. Und so hat Thomas Herrmann in 19 Länder dieser Erde 25 Technologie-Center gegründet und aufgebaut. So sind wir immer nah bei unseren Kunden und können mit ihnen zusammen die Anwendungen entwickeln“, betont Walter Herrmann stolz.
Das repräsentative Firmengebäude ist auch gewachsen: 2000 erfolgte ein zweiter großer Bauabschnitt, Labors mit Bürogebäude und Rotunde bietet den internationalen Kunden einen beeindruckenden Empfang. 2008 folgte die dritte Erweiterung des Standorts Ittersbach durch den Bau einer Fertigungshalle für Einzelteile und aktuell wird eine große Fertigungshalle mit neuen Labors errichtet. „Ohne meine Frau hätte ich das alles nicht machen können“, sagt Herrmann rückblickend. „Wir hatten zwei kleine Kinder, keine Spül- und keine Waschmaschine. Ingeborg hat zusätzlich in der Firma die Finanzen und Buchhaltung und die Versorgung der Mitarbeiter übernommen. Über- und Nachtstunden waren selbstverständlich.“