Der Capri-Sun-Chef finanziert das Nachfolgeprojekt für die Rhein-Neckar-Halle. Zudem hat er nun auch das "Bahndamm-Geheimnis" gelüftet.
Ehrenbürger Hans-Peter Wild. Foto: Geschwill/Priebe
Eppelheim. Pünktlich zu seinem 80. Geburtstag lässt Hans-Peter Wild die sprichwörtliche Bombe platzen: Im Gespräch mit der RNZ sicherte er zu, ein wie auch immer geartetes Nachfolgeprojekt für die desolate Rhein-Neckar-Halle mit acht Millionen Euro aus seiner Privatschatulle zu finanzieren. "Mir geht es um die Sicherung des Schulsports", sagte der Eigentümer von Capri-Sun, der zu den 1000 reichsten Menschen auf dieser Welt zählt und zudem Ehrenbürger von Eppelheim ist. Dabei ist diese zugesicherte Schenkung nicht die einzige Überraschung, die im RNZ-Gespräch ans Tageslicht kam: HPW, wie er firmenintern abgekürzt wird, steht auch hinter jener schweizerischen Gesellschaft, die vor einem Jahr das Eppelheimer Bahndammgelände ersteigert hatte.
"Eppelheim ist für mich nicht nur unser wichtigster Standort, sondern auch ein emotionaler Ort", sagte Wild: "Hier bin ich aufgewachsen, hier ist das Grab meiner Eltern und – wer weiß – vielleicht eines Tages auch mein eigenes." Diese Verbundenheit kam immer wieder zum Tragen, ohne viel Aufheben darum zu machen: Als beispielsweise der ASV vor vier Jahren seine Sportanlagen auf Vordermann brachte, gab es vom Ehrenbürger 220.000 Euro für einen neuen Kunstrasenplatz.
Aber Hans-Peter Wild wäre nicht der erfolgreiche Unternehmer, der aus Capri-Sun und dem 2014 verkauften Aromengeschäft "Wild Flavors" zwei Weltkonzerne formte, wenn er seine Hallen-Hilfe nicht an Bedingungen knüpfte. Bei der Drei-Feld-Halle, mit der die Rhein-Neckar-Halle abgelöst werden soll, ist die eine Bedingung eindeutig: Auf seiner Acht-Millionen-Zusage ist "der Deckel drauf"; sollte Eppelheim mehr wünschen, müsse es für diese Wünsche auch selbst zahlen. Seine zweite Bedingung: Das Projekt muss von Fachplanern entworfen werden, die Referenzen im Sporthallenbau vorweisen können. Und drittens: Die Halle soll so sein, dass Eppelheim den späteren Unterhalt aus eigener Kraft stemmen kann.
Mit diesen Vorgaben kann Bürgermeisterin Patricia Rebmann bestens leben – und sie weiß dabei den Gemeinderat hinter sich. Gegenüber der RNZ fiel ihr ob der Wild-Zusage ein riesiger Stein spürbar vom Herzen. Schon bald nach ihrem Amtsantritt anno 2017 war ihr klar gewesen, dass die – auch als Veranstaltungsort konzipierte – Rhein-Neckar-Halle nicht zu halten sein würde. Geschätzte 15 Millionen Euro an Sanierungskosten bei einem städtischen Schuldenstand von 35 Millionen wären nie und nimmer zu finanzieren. Deshalb habe sie auch schon frühzeitig beim Ehrenbürger vorgefühlt.
Dass es für die neue Halle, die jenseits der schulischen Nutzung auch dem Vereinssport offenstehen soll, einen neuen Standort geben wird, ist ausgemachte Sache. Eine Variante, so sagten Bürgermeisterin und Unternehmer unisono, könnte der jetzige Parkplatz der Rhein-Neckar-Halle sein. Ebenfalls steht fest, dass erst die neue Halle gebaut wird, bevor die alte für einen – so Rebmann – "sehr sehr gut sechsstelligen Betrag" abgerissen wird. Zudem soll es schnellstmöglich vorangehen. Laut Bürgermeisterin haben erste Gespräche mit dem Fachplaner bereits stattgefunden, und erste Mittel sollen im Haushaltsplan 2022 bereitgestellt werden.
Was die 3,8 Hektar des ehemaligen Bahndamms anbelangt, der sich nördlich der Capri-Sun-Fabrik von der Gemarkungsgrenze Heidelberg quer durch Eppelheim bis zur Plankstadter Gemarkung zieht, so ist Rebmann mit dem neuen Eigentümer Hans-Peter Wild überaus zufrieden. Dieser hatte bei der von der Deutschen Bahn veranlassten Versteigerung in Berlin seinen Vertrauten Eugen Zeller ins Rennen geschickt und bei 650.000 Euro plus 20 Prozent Nebenkosten den Zuschlag erhalten – für die im schweizerischen Zug ansässige Merlin Immobilien AG; in diesem Unternehmen hat Wild seine privaten Immobilien gebündelt. Die Bürgermeisterin hatte bei der Versteigerung bei 420.000 Euro aussteigen müssen; mehr hatte ihr gemeinderätliches Mandat nicht hergegeben.
"Ich wollte verhindern, dass sich vor unserer Haustür Spekulanten breit machen", begründete Wild seinen damaligen Coup: "Das hätte mich geärgert." Dass er mit seiner Vermutung nicht so falsch lag, zeigten ihm die mitbietenden Bauunternehmen, darunter auch eines aus Neckarsulm. Anmerkung am Rande: Von der Versteigerung hatte Wild durch die RNZ-Berichterstattung erfahren.
Völlig offen zeigte sich der Ehrenbürger, was die künftige Nutzung seines frisch erworbenen Bahndamms anbelangt – Hauptsache, sie dient der Allgemeinheit. Einem Radweg von Heidelberg nach Schwetzingen, der aktuell unter Schwetzinger Federführung für das Land Baden-Württemberg geplant wird, steht er genauso offen gegenüber wie einem Baumlehrpfad, über den die Leute flanieren können. Den Baumlehrpfad hatte Rebmann ins Spiel gebracht, die gegenüber der RNZ auch zusicherte, dass dessen Anlage und Pflege von der Stadt übernommen würden. Und sollte nichts von beidem verwirklicht werden, so Hans-Peter Wild, "bleibt der Bahndamm wie er ist": Weder er selbst, noch "die Firma" werden dort jemals etwas bauen wollen.
In Bezug auf das Capri-Sun-Areal sieht das völlig anders aus. Dort will der Unternehmer innerhalb der vorhandenen Fläche erweitern, spätestens 2022. Mit ein Hintergrund sind die neuen Maschinen für die Herstellung der neuen Standbeutel-Generation aus wiederverwertbarer Folie, die ohne Aluminium als Lichtschutz auskommt. Da bei dieser Folie zusätzliche Verarbeitungsschritte nötig sind, werden die neuen Maschinen deutlich länger – und brauchen mehr Platz. Zudem verspricht sich Wild von der neuen Beuteltechnologie einen zusätzlichen Verkaufsschub. Und: Sollte sich die Gelegenheit ergeben, durch Zukauf von Gewerbeflächen seine Fruchtsaftfabrik zu erweitern, so sagte Wild, dann werde er auch hier zugreifen.
Der Unterstützung der Stadt Eppelheim darf sich Hans-Peter Wild dabei sicher sein. "Die Sicherung des Capri-Sun-Standorts ist uns ein großes Anliegen und hat Priorität", sagte Bürgermeisterin Rebmann.
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