Der Krieg in der Ukraine hat auf Deutschland – Gott sei Dank – keine direkten Auswirkungen. Indirekt werden wir die Folgen aber im Portemonnaie spüren, denn auch wir beziehen direkt oder indirekt wichtige Güter aus der Ukraine und Russland. Ein Überblick.
Nicht, dass die Energiepreise nicht vor dem Krieg schon hoch genug gewesen wären, sind sie seitdem noch einmal deutlich gestiegen. Das Barrel Öl ist seit dem 20. Februar um rund sieben Prozent im Preis gestiegen, der Kubikmeter Erdgas hat sich um rund fünf Prozent verteuert. Deutsche Verbraucher merken das derzeit vor allem an der Tankstelle. Im Schnitt ist der Preis für einen Liter Diesel seit Kriegsausbruch um rund vier Prozent auf 172,9 Cent und für Super-Benzin um dieselbe Rate auf 181,1 Cent gestiegen. Besonders hoch ist der Preisanstieg bei Strom. An der Börse wurde die Megawattstunde gestern in der Spitze mit 224,4 Euro gehandelt. Das waren 50 Prozent mehr als acht Tage zuvor, dem letzten Tag vor Kriegsbeginn.
Nach einem anfänglichen Preissprung haben sich aber alle Kurse in den vergangenen Tagen wieder beruhigt und sind teilweise sogar leicht gesunken. Zur Wahrheit gehört auch, dass etwa die Strompreise in diesem Jahr auch schon einmal höher lagen und von Tag zu Tag starken Schwankungen unterliegen.
Ob die Energiepreise dauerhaft so hoch bleiben werden, wird davon abhängen, wie viel russisches Öl und Gas in den kommenden Monaten exportiert wird. Schränkt entweder Russland selbst seine Lieferungen ein oder reagiert der Westen mit Sanktionen auf die Rohstoffexporte des Riesenreiches, sehen Experten Kurse von bis zu 150 Dollar für das Barrel Öl als realistisch an. Das entspräche inflationsbereinigt in etwa den Kosten, die Öl zwischen 2011 und 2014 hatte.
Sowohl Russland als auch die Ukraine gelten als der „Weizenkorb Europas“. Weltweit liegt Russland auf Platz 3 der Anbauländer, die Ukraine auf Platz 9. Deutschland rangiert einen Platz dahinter auf dem zehnten Platz. Die gute Nachricht: Deutschland importiert kaum Weizen aus den beiden Konfliktländern. Die Versorgung hierzulande ist also durch den Krieg nicht gefährdet. Auch auf die Preise dürfte das kaum Auswirkungen haben, weil Weizen bei Backwaren nur einen kleinen Teil des Preises ausmacht.
Anders sieht es bei Speiseölen aus. Auch die Pflanzen dafür werden bevorzugt in der Ukraine angebaut. 18 Prozent aller Öle aus Pflanzensamen bezog Deutschland 2019 aus der Ukraine, Importe im Wert von immerhin rund 100 Millionen Euro. Weltweit sind Russland und die Ukraine für 80 Prozent aller Sonnenblumenöl-Exporte verantwortlich. Bisher sind die Weltmarktpreise hierfür nur leicht gestiegen, Ökonomen vermuten aber, dass es mittelfristig deutlich nach oben gehen dürfte, wenn der Krieg anhält.
Viele beliebte Apps und Programme, die wir tagtäglich benutzen, stammen aus Russland und der Ukraine oder werden dort (weiter-)entwickelt. WhatsApp-Gründer Jan Koum ist etwa ukrainischer Abstammung, auch Paypal und Snapchat wurden hier zumindest teilweise erdacht. Zudem haben viele Tech-Riesen Büros und Entwicklungsabteilungen in und um Kiew herum, darunter etwa Google, Uber , Lyft und Apple . Manche von ihnen haben ihre Büros dort bereits geschlossen, andere versuchen, den Betrieb noch aufrechtzuerhalten.
Abseits der großen Namen haben rund 5000 Tech-Firmen mit 200.000 Angestellten einen Sitz in der Ukraine, darunter viele Start-Ups. Deren Ausfall dürften wir hierzulande nicht in der Geldbörse merken, aber die weltweite Entwicklung neuer Produkte wird dadurch zurückgeworfen.
Als Absatzmarkt spielen Russland und die Ukraine für die deutschen Autobauer BMW , Mercedes-Benz und Volkswagen kaum eine Rolle. Im vergangenen Jahr wurden nur rund 40.000 Wagen hierhin exportiert, 1,7 Prozent der deutschen Produktion. Weltweit ist Russland nur der achtgrößte Automarkt der Welt. Volkswagen verkaufte hier 2021 rund 204.000 Fahrzeuge, BMW und Mercedes kommen jeweils auf rund 50.000. In der Gesamtbetrachtung der Konzerne sind das keine kritischen Werte. Volkswagen etwa verkauft 98 Prozent seiner Autos anderswo.
Doch die deutschen Hersteller und Zulieferer sind von Rohstoffen und Vorprodukten aus beiden Ländern abhängig. Die Aluminium-Preise haben etwa nach Kriegsausbruch bereits Rekordhöhen erreicht. Russland hat hier nach China den größten Marktanteil. Bei Palladium ist Russland sogar Weltmarktführer. Das Metall wird vor allem für Katalysatoren benötigt. Zwar können die deutschen Zulieferer und Hersteller die meisten Rohstoffe auch aus anderen Ländern beziehen, müssen dafür aber kurzfristig ihre Lieferketten umstellen. Das kann zu Verzögerungen bei der Herstellung führen und letztendlich auch die Preise erhöhen.
Den größten unmittelbaren Einfluss hatte der Ukraine-Krieg bisher auf alle, die ihr Erspartes angelegt haben. Der Dax ist seit dem Vorabend des Krieges um rund fünf Prozent gefallen, der weltweite MSCI World steht rund drei Prozent im Minus. Wer ausgerechnet auf den russischen Börsenleitindex MOEX gesetzt hatte, musste bis jetzt Verluste von 32 Prozent hinnehmen. Der Rubel-Kurs ist gegenüber dem Euro um rund 30 Prozent gefallen.
Zwar erholen sich die internationalen Finanzmärkte bereits wieder, doch dauerhaft hohe Energiepreise dürften die globale Inflation hochhalten und damit den Aktienmärkten langfristig schaden.
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haben sich vorherige deutsche Regierungen (nicht nur die Merkelregierung) gedankenlos in eine Abhängigkeit von der Ukraine begeben, wie mit dem Gas aus Russland oder der Elektronik von China. Erst bei Problemen macht sich dies, wie jetzt, bemerkbar. Alleine der Weizen, kommt bei und zu gut 45 Prozent aus der Ukraine. Was dies bald heißt, kann sich jeder ausmalen und selbst daraus zu backende Grundnahrungsmittel Brot, wird sehr teuer werden.
mit dem Krieg zu tun? Der wird dank der grünen Spinnerei der CO2 Abzock-Steuer teurer. Verkauft die Menschen nicht für blöde!
Analog dem russischen Einmarsch, der (gott-sei-dank!) seine Logikkette nicht im Griff hat und mit liegen gebliebenen Panzern bzw. keine Nahrungsmittel für die Soldaten zu kämpfen hat, wird es auch jenen Firmen, Industrien, Lebensmittelhändlern im Westen gehen, die ihre Lieferketten nicht überwachen - das geht heutzutage per Software und es gibt bei Ankündigungen von Lieferschwierigkeiten schon im Vorfeld eventuelle Ersatzwege etc. Es sind ja nicht gleich kriegerische Aktionen wie hier, die Lieferketten beeinflussen, Wetter, Streik, etc. sind da noch die harmloseren. Unterbrochene Lieferketten müssen natürlich selbständig wieder geschlossen werden können.
es werden hunderttausende Flüchtlinge, vielleicht sogar über eine Million nach Deutschland kommen. Diese müssen auch langfristig untergebracht werden (machen wir uns nichts vor, die Ukraine wird bald nicht mehr existieren). All diese Menschen brauchen Wohnraum, der wird sich dadurch verteuern!
Montag, 28.02.2022 | 20:11 | Christian Kross | 1 Antwort
heute einen Auftrag an eine Firma über den Einbau einer Wärmepumpe gegeben, da wir in der Nähe eine Geothermie-Anlage haben, die sogar ein eigenes Kraftwerk betreibt. Meinen Gasbrenner kopple ich ab, baue ihn aber nicht aus. So habe ich zwei Wärmequellen, eine wird wohl immer liefern. Subventioniert wird das Ganze durch unsere Gemeinde auch noch. Besser als ein e-Auto subventionieren zu lassen....
Mit einerWärmepumpe werden sie mit unserem hohen Strompreisen nich glücklich ich weiß von was ich rede.
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