ALSFELD. Wie er da so steht, dieser kleine Wagen, wird der Begriff Kompaktklasse anfassbar. Nicht Ausladendes, Raumgreifendes haftet ihm an. Schnuckelig, ein wenig pfiffig sieht er eher aus, der kleine Peugeot 108. Und sparsam. Ein Vehikel, das in der Stadt zuhause ist, das neben dem Familien-Van immer noch Platz findet im Carport. So ist dieser Peugeot-Kleinwagen wohl auch gedacht. Er reizt zum Ausprobieren, was diese Minivehikel hergeben, und das Peugeot-Autohaus Geissler in Alsfeld war so nett, den Wagen einmal auszuleihen: ein Tag Praxis im Alltag. Ein Fazit vorneweg: Der Flitzer machte Spaß – auch der Ehefrau.
Small is beautyful! Diese Erkenntnis aus dem Elektronikbereich scheint auch bei Autobauern angekommen zu sein. Jedenfalls ist auffällig, das die Firmen vermehrt Klein- und Kleinstwagen entwickeln: „mobil ohne Reue“. Damit wendet man sich verstärkt an junges Publikum – und wohl auch weibliches, wie die begleitende Werbung suggeriert: Junge, schicke Frauen posieren in allen Lebenslagen mit dem Peugeot im Hintergrund. Der 108er als schmuckes Stadtmobil. Okay – und was sagt der doppelt so alte Mann als Testfahrer dazu?
Unbedingt sinnvoll: Das multifuntionale Display und die Belüftungsbedienung sind getrennt.
Der schmunzelt gleich auf den ersten Fahrtkilometern schon. Das Autohaus Geissler stellte einen Peugeot 108 Allure zur Verfügung: Das ist die Top-Ausstattung in der 108-er-Modellreihe, die gerade den minimalistischen Peugeot 107 ablöste. Dieser Allure also verblüfft erst einmal mit dem Sound: Sein kräftiges Dröhnen suggeriert weit mehr als die 1199 Kubikzentimetern Hubraum aus drei (!) Zylindern für 82 PS unter der Haube. Das passt zu dem Startknopf an Stelle eines Zündschlosses: So starten Bootsmotoren. „Macht auf großer Bruder“, notiere ich mir im Notizbüchlein. Zugleich wird anfühlbar: Der für gut eine Tonne Gewicht inklusive Fahrer kräftige Motor lässt das Vehikel richtig flott anziehen, wenn die Alsfelder Ampelalle grünes Licht gibt. Den fast funktionslosen Autoschlüssel gibt es übrigens mit Annäherungsautomatik – ein Komfort, an den man sich schnell gewöhnt.
Und der Kleine fühlt sich gut an: leichte Lenkung für enge Kurven, straffe Sitze. Diesem Kleinstvehikel haftet nicht das klapprige Gefühl an, das man früher in Kauf nehmen musste, wollte man für wenig Geld motorisiert sein. Da fällt der Blick aufs Armaturenbrett, und ich staune: Es sieht dem des Toyota Aygo verblüffend ähnlich, den ich erst vor wenigen Tagen gefahren habe. Zentrales Steuerungselement ist das große Display: Radio und Telefon werden via Touchscreen bedient, Informationen vom Bordcomputer abgerufen. Wie es sich für ein jugendaffines Auto gehört, kann Musik auf verschiedene Art eingespielt werden, Bluetooth inklusive. Ach, viel mehr: Der sieben-Zoll-Bildschirm spiegelt bei Bedarf den Inhalt eines Smartphones wieder. Sogar Apps lassen sich damit bedienen.
Klein und mit zu hoher Ladeklappe: der Kofferraum des Peugeot 108.
Unter dem Display haben Belüftung und Klimaanlage gesondert Platz gefunden – eine sinnvolle Trennung auch in Zeiten der multifunktionalen Touchscreens. Und die Anordnung sieht dem Toyota Aygo verblüffend ähnlich. „Stimmt“, lacht Hans-Peter Fischer, Verkaufsleiter im Autohaus Geissler: „Die kommen aus Tschechien vom gleichen Band.“ Gewisse Ähnlichkeiten in Ausstattung und Design sind daher nicht zufällig. Das lässt sich auch gut nachlesen: Peugeot, Citroen und Toyota kooperieren bei der Entwicklung sowie Herstellung von Citycars. Und das Ergebnis wird in der Süddeutschen Zeitung gelobt: Man arbeite „ohne Beziehungsstress“ zusammen.
Die Fahrzeuge haben 65-prozentige Baugleichheit, aber dennoch ein unverwechselbares Design. Dem Aygo jedenfalls sieht man äußerlich die genetische Nähe zum 108 Allure von Peugeot nicht an. Beides sind Autos, die sich an junges Publikum wenden, das nicht viel Platz, aber Smartphone-Anschluss sucht. Der Aygo sieht kecker aus, der Peugeot kommt in der gehobenen Ausstattung, die ich teste, etwas spritziger und komfortabler daher – bei Bedarf sogar mit Faltdach – ist aber mit mindestens 13.000 Euro auch teurer.
Eine gute Sache: die Rückfahrkamera mit Hilfslinien.
Die Fahrt im Allure macht Spaß: Der morgendliche Termin außerhalb Alsfelds bietet Gelegenheit, ihn auf der Landstraße etwas zu treten. Das Fahrgeräusch ist nicht Mittelklasse, aber satt und okay. Dieser Sound vom Motor hat was! Und der blöde Lkw vor mir ist auch schnell überholt. Einkaufen gegen Mittag: Die beste aller Ehefrauen steigt mit ein und jubiliert vom Beifahrersitz aus: „Der ist ja schön!“ Unüberhörbar: Sie gehört zur Zielgruppe. Dass die Einkaufstüten später nur mit Mühe in den kleinen Kofferraum passen, tut ihrer Begeisterung wenig Abbruch. Eher schon die hohe Ladekante: „Da kriege ich keine Kiste Wasser hoch“. Bei Bedarf lassen sich aber die Rücksitze umklappen, und auf die Schnelle tut’s bei dem Fünftürer auch der Rücksitz selbst als Ladefläche. Zugeständnis an die Citycar-Klasse: Die (sehr) knapp bemessene Beinfreiheit der Rücksitze ist nur etwas für kompakte, bewegliche Menschen.
Befragt, was sie vom Peugeot 108 hält, sagt die Ehefrau aber dann klar: „Alles, was ein Auto braucht. Und hübsch!“
Sehr knapp bemessen: der Platz auf den Rücksitzen.
Stimmt, so kann man es zusammenfassen. Zur modernen Ausstattung gehören dann ja auch noch die Klima-Automatik, eine Tempolimitierung und eine sinnvolle Rückfahrkamera. Hilfslinien helfen, auf dem Bildschirm den Abstand zum Hindernis einzuschätzen. Bliebe der Verbrauch als Kriterium: Die PureTech-Maschine, Peugeots jüngstes Kind, soll sich mit 4,3 Litern begnügen. Das wäre sehr sparsam. Nicht bei mir: In meinem Alltag waren es rund 1,5 Liter mehr. Zuviel Stadtfahrt? In jedem Fall: Obwohl ich anscheinend nicht zur Zielgruppe gehöre, könnte der Peugeot 108 Allure auch meiner sein.
„Hat Spaß gemacht“: Testfahrer Axel Pries mit dem Peugeot 108 Allure.
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