Über 430 Aussteller aus 23 Ländern waren vom 3. bis 5. Mai 2022 in Stuttgart bei der Erstveranstaltung der Medteclive with T4M mit den Besuchern im Dialog.
"Die Premiere der neu formierten Medtec Live with T4M war ein voller Erfolg“, zieht Christopher Boss, Executive Director Exhibitions der Nürnberg Messe, Bilanz. (Bild: Nürnberg Messe)
Die internationale Ausrichtung und die Abbildung der gesamten Wertschöpfungskette in der Medizintechnikbranche mit dem klaren Fokus auf die Herstellung, haben die Fachmesse zu einem attraktiven Treffpunkt gemacht, mit Austausch und Wissensgewinn im Mittelpunkt. Denn neben der Vernetzung standen auch die Topthemen der Branche in Diskussionen und einer Vielzahl von Sessions auf dem Programm: von Digitalisierung über Regulatory Affairs bis hin zu Produktion und Prozessen.
Britta Fünfstück, CEO der Hartmann Gruppe in Heidenheim, wies in einer abschließenden Diskussionsrunde mit dem bayerischen Staatsekretär Roland Weigert aus dem Ministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie und dem Staatsekretär Dr. Patrick Rapp vom Baden-Württembergischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus auf die aktuellen Herausforderungen der Medtech-Industrie bei Lieferketten hin: „Wir sind stark reguliert und können bei Ausfall eines Lieferanten, nicht einfach auf einen anderen switchen. Das kann leicht über ein Jahr dauern. Fakt ist, es gibt unglaublich große Risiken. Wir versuchen, massiv Inventar aufzubauen. Das gilt auch für die fertigen Produkte für unsere Kunden.“
Auch das hybride Konzept der Veranstaltung mit einer umfangreichen Online-Plattform wurde gut angenommen: 84 % der Online-Teilnehmer waren an mindestens einem Tag vor Ort. Das digitale Angebot mit allen aufgezeichneten Vorträgen und der großen Ausstellerdatenbank steht den Besuchern auch nach der Messe noch zur Verfügung.
Pro Jahr werden über zwei Milliarden Kunststoffkomponenten und -systeme für die Branchen Diagnostik, Pharma und Medizintechnik im südhessischen Mühltal gefertigt, einen Großteil davon unter GMP-Bedingungen im Reinraum. Erfahren Sie mehr
Als Besuchermagnet erwies sich eine vollständige Produktionsstraße. Im Zentrum der Halle wurde das Zusammenwirken der einzelnen Aussteller für die Besucher plastisch, der gesamte Produktionsprozess bis hin zur Sterilverpackung konnte am Beispiel nachvollzogen, regulatorische Auflagen zum Beispiel der Kennzeichnung anschaulich erklärt werden. Dafür haben sich produzierende Unternehmen aus ihrem Kompetenzgebiet zusammengetan. So wurde die Komplexität des Fertigungsprozesses sichtbar. Die Führungen im 30-Minuten-Takt waren stets gut besucht.
Im Messeforum gab es an allen drei Tagen Diskussionen, Präsentationen und Award-Verleihungen für Start-ups und Talente der Branche. Mit dem Medtec Live Talent Award wurden Veronika Spieker, Sebastian Dörrich und Alexander Schneider für ihre Studien-Abschlussarbeiten ausgezeichnet und gewannen attraktive Preise. Der Neurotechprize von EIT Health und Biogen ging an zwei Start-ups: Five Lives aus Frankreich und Neurocast aus den Niederlanden. Die beiden Unternehmen können sich über 100.000 beziehungsweise 50.000 Euro Preisgeld freuen.
Aufbruchstimmung herrschte in Start-up Area: junger Forschergeist und positive Innovationskraft haben spürbar großen Einfluss auf die gesamte Branche. „Viele Unternehmen wussten gar nicht, was heute bereits möglich ist. Die MedtecLIVE with T4M bietet eine optimale Plattform für diesen Austausch“, zieht Dr. Julian Lotz, CEO des Biokunststoff-Herstellers Biovox Bilanz. Sein Unternehmen stellt Kunststoffe her, die CO2-arm, natürlich nachwachsend, vollständig abbaubar und recyclebar sind. Dank Funktionalisierungen wie beispielsweise metallfreier antimikrobieller Wirkung können diese auch in der Medizintechnik eingesetzt werden.
Gut besucht waren auch die zahlreichen großen Gemeinschaftsstände, unter anderem des VDMA, VDWF, Swiss Medtech, Medical Mountains, Bayern Innovativ und Brainport Industries. Sie ermöglichten einen optimalen Austausch und sorgten für Vernetzung der Teilnehmer untereinander und in der Branche und boten Unternehmen die Möglichkeit im Rahmen der Gemeinschaftssbeteiligung an der Messe teilzunehmen. Niklas Kuczaty, Geschäftsführer VDMA Arbeitsgemeinschaft Medizintechnik, zog eine zufriedene Bilanz: „Wir wollten eine Medtech-Messe im Süden, wo die Fertigungs- und Produktionstechnik im Vordergrund steht. Aus der Industrie heraus kann ich sagen: Wir haben das Zielbild erreicht. Den Neustart haben wir geschafft. Jetzt sind wir auf einem sehr, sehr guten Weg.“
Das Kunststoff-Netzwerk Franken (KNF) hat sein Arbeitskreis-Portfolio um das Thema der Medizintechnik erweitert. Die Auftaktveranstaltung fand am 23. März 2022 statt. Das erfahren Sie hier.
Nach zwei Jahren ohne persönlichen Austausch freuten sich alle Beteiligten auf das neue gemeinschaftliche Medizintechnikformat. Für Hereaeus Amloy Technologies war die Präsenz auf der Messe eine Premiere. Der erst 2019 aus dem Heraeus-Konzern ausgegründete Hersteller von amorphen Legierungen – neuen, biokompatiblen Materialen – blickt auf gute Kontakte zurück: „Viele Leute bleiben stehen und wir führen gute Gespräche. Für Amloy ist es die erste Medizintechnik-Messe, der erste Schritt, uns zu präsentieren. Und das hat sich für uns bezahlt gemacht“, sagt Dr. Hans Jürgen Wachter, Global Head bei Heraeus Amloy Technologies.
Den Blick schon auf eine Teilnahme im nächsten Jahr richtet Karin Ferenbach, Marketingleiterin der Klingel Medical Metal Group: „Die Medtec Live with T4M war für uns ein guter Start als Klingel Medical Gruppe, was einen gemeinsamen Messeauftritt unserer fünf Partnerfirmen nach langer Coronapause anbelangt. Wir konnten dort sowohl als Gruppe mit unserer umfassenden Wertschöpfungskette als auch mit den besonderen Stärken der einzelnen Gruppenmitglieder punkten." Die Klingel Medical Metal Group versteht sich als Full-Service-Provider für hochwertige und komplexe High-End Komponenten, Instrumente und Implantate für Prävention, Diagnose, chirurgische Eingriffe, Therapie und Rehabilitation.
Seinem schlechten Ruf zum Trotz, ist PVC immer noch das Hauptmaterial bei Infusionsgeräten. Anhand eines Praxisbeispiels soll verdeutlicht werden, warum die für Vergleichszwecke oft spezifizierte Materialhärte völlig unbrauchbar ist, da weitere Materialeigenschaften für das Produkt entscheidend sind. Erfahren Sie mehr zu diesem Ansatz
Im kommenden Jahr 2023 findet die Medtec Live with T4M wieder gemeinsam mit dem internationalen Kongress Medtech Summit am Standort Nürnberg statt. „Nach dem großen Erfolg der diesjährigen Medtec Live with T4M ist die Vorfreude bei Ausstellern, Besuchern und natürlich auch bei uns auf das nächste Jahr riesig“, sagt Boss. „Zwischen den Standorten Stuttgart und Nürnberg zu pendeln, heißt auch die Netzwerke zwischen zwei großen Medtech-Regionen im Süden enger zu knüpfen. Der Grundstein für den starken Medtech-Süden ist gelegt.“
Kunststoffe, die in der Medizin zum Einsatz kommen, müssen besondere Eigenschaften erfüllen. Die Grundanforderungen an Materialien für die Medizintechnik etwa sind Biokompatibilität, Sterilisierbarkeit, Temperatur- und Chemikalienbeständigkeit. Die Anforderungen unterscheiden sich dabei im Einzelnen zwischen Materialien, die außerhalb des Körpers, und solchen, die – im Körper etwa als Implantate – zum Einsatz kommen. Biomaterialien – also Werkstoffe, die sich mit Körperzellen vertragen – dürfen keine schädigende Wirkung auf Organismus verursachen, sondern müssen vom Körper toleriert oder, im günstigsten Fall, wie körpereigenes Material akzeptiert werden. Wichtig ist außerdem, dass von dem Material keine toxische Wirkung auf den Organismus ausgeht. Festgelegt sind diese Anforderungen in verschiedenen Vorschriften und Richtlinien, beispielsweise der EU-Richtlinie 93/42/EWG, die auch als „Medical Device Directive“ bekannt ist. Seit 2019 definiert und beschreibt die VDI-Richtlinie 2017 speziell für den Bereich der Kunststoffe, was unter Medical Grade Plastics zu verstehen ist und welche Eigenschaften und Anforderungen maßgeblich sind. (Bild: Paul Vinten – Fotolia)
Polyethylen (PE) ist nicht nur insgesamt der weit verbreitetste Kunststoff, sondern spielt auch im medizinischen Einsatz eine große Rolle. Der Werkstoff kommt vor allem in Verpackungen für klinische und pharmazeutischer Produkte zum Einsatz, so etwa in Flaschen oder Folien, aber auch beispielsweise in Spritzen. Vor allem Polyethylene hoher Dichte, sogenanntes PE- HD, zeichnet sich dabei durch eine hohe Formfestigkeit und Chemikalienbeständigkeit aus. Das Material kommt daher etwa auch für Implantate, zum Beispiel als Hüftgelenkpfannen in der Orthopädie, zum Einsatz. Außerdem lässt sich etwa bei Behältern aus PE der Einfluss von migrierenden Additiven vermeiden. (Bild: catsnfrogs – Fotolia)
Das zweite besonders häufig in der Medizin eingesetzte Polymer ist Polyvinylchlorid, besser bekannt als PVC. Für den Werkstoff sprechen vor allem der geringe Preis, auch im Vergleich zu anderen Kunststoffen, sowie die einfache Verarbeitbarkeit. Das Material ist außerdem sehr gewebe- und blutverträglich. Aufgrund dieser Eigenschaften kommt PVC vor allem in Einweg-Produkten wie Blutbeutel und Handschuhe oder Katheter, aber auch für Schläuche und sterilisierbare Verkleidung von medizinischen Geräten zum Einsatz. Als Problem von Weich-PVC gilt zunehmend, dass der Kunststoff meist phthalathaltige Weichmacher wie Diethylhexylphthalat (DEHP), das nicht chemisch gebunden ist und damit in seine Umgebung migrieren kann. Dem Additiv werden fortpflanzungsschädigende Eigenschaften zugeschrieben. Weich-PVC enthält bis zu 40 Gewichtprozent an DEHP. Während der Stoff in Kinderspielzeug oder Kosmetika verboten ist, gilt das Additiv in Medizinprodukten als weitgehend unverzichtbar. Hersteller müssen jedoch jeweils darlegen können, warum sich keine Alternativen zu DEHP einsetzen lassen. (Bild: Stephan Morrosch – Fotolia)
Für Verpackungen aller Art kommt im medizinischen Bereich vor allem Polystyrol (PS) zum Einsatz. Durch seine hohe Transparenz und ist der Thermoplast vor allem in Anwendungen zu finden, in denen sonst Glas zum Einsatz kommen würde, also etwa in Behältern für infektiöses oder toxisches Material oder im Laborbereich in Petrischalen und Ähnlichem. PS findet jedoch beispielsweise auch als Folie in Medikamentenblistern Verwendung. Expandiertes Polystyrol (EPS), weit bekannt unter dem Handelsnamen Styropor, dient als Schaumstoff dagegen dem Schutz von empfindlichen Produkten. Außerdem leistet das Material durch seine wärmedämmende Wirkung seinen Dienst in der Kühlkette beim Transport von Medikamenten und aktuell in der Logistik von Covid-19-Impfstoffen. (Bild: ggw – Fotolia)
Auch Polypropylen (PP) kommt hauptsächlich für die Verpackung zum Einsatz, beispielsweise wiederum in Medikamentenblistern, aber auch für Einwegspritzen oder Infusions-Bestecke. Hitzestabilisierte Polypropylen-Typen sind darüber hinaus gut zu sterilisieren. Außerdem kommt PP auch in Implantaten zum Einsatz. Außerdem spielt PP durch seine glatte Oberfläche als Nahtmaterial eine große Rolle. (Bild: ThKatz – Fotolia)
PE, PVC, PS und PP sind die mit Abstand gängigsten Polymere in der medizinischen Anwendung und stehen zusammen für 80 bis 90 % der dort eingesetzten Kunststoffe. Daneben gibt es noch eine Reihe anderer Kunststoffe in der Medizintechnik. Bereits seit etwa 20 Jahren wird beispielsweise auch Polyetheretherketon (PEEK) für Implantate in der Wirbelsäulen- und Gesichtschirurgie verwendet. Aufgrund eher unvorteilhafter Oberflächeneigenschaften ist der Werkstoff aber nicht weit verbreitet. Nitril-Polymere wiederum finden durch ihre chemische Beständigkeit und die gummiähnlichen Eigenschaften für Schutzhandschuhe Anwendung. (Bild: April Cat – Fotolia)
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