Die AWG Bassum hat in den vergangenen Wochen 600 Behälter nicht geleert. Grund dafür war Plastik, das in den Biotonnen falsch ist.
Landkreis Diepholz – Die Restmülltonne ist bis oben hin gefüllt. Man hat aber noch Restmüll, der weggeworfen werden soll. Wohin also damit? Einfach in die Biotonne – was weg ist, ist weg. Gedankengänge, die einige Bürger im Landkreis Diepholz immer wieder in die Tat umsetzen. Tatsachen, die den stellvertretenden Fuhrparkleiter der Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG), Christoph Schweers, auf die Palme bringen.
„Es ist teilweise erschreckend, was Leute für eine Ignoranz an den Tag legen. Altglas und Backsteine haben wir zuletzt in Biotonnen gefunden. Das kann nicht sein“, schimpft Schweers. Dies seien nur Einzelfälle, „die dennoch aufhören müssen“. Häufig käme es vor, dass die sogenannten Fehlwürfe dann passieren, wenn die Restmülltonne voll ist „und der Rest des Mülls einfach einen Behälter weiter in die Biotonne geschmissen wird“, weiß Schweers. Das sei der einfachste Weg, den Müll loszuwerden.
Seit einigen Wochen kontrolliert die AWG stichprobenartig Biotonnen im Landkreis. Dort finden die Mitarbeiter immer wieder Müll, der dort nicht reingehört. Tausende Tonnen hat die AWG untersucht. Wie viele es genau waren, weiß die Gesellschaft nicht. 600 wurden nicht geleert.
In diesem Fall hinterlässt der Fahrer einen Hinweis, dass sich Substanzen in der Tonne befinden, die dort nicht reingehören. „Dadurch ist es vorgekommen, dass die Tonnen ein paar Tage bis zur nächsten Abholung stehen geblieben sind – in der Hoffnung darauf, dass das falsche Material aussortiert worden ist“, erklärt Dominik Albrecht, Pressebeauftragter der AWG Bassum.
„Die Leute rufen bei uns an und fragen, warum die Tonne nicht geleert wurde beziehungsweise wann sie denn geleert wird. Wir erklären es ihnen. Viele sind einsichtig und erkennen, dass falscher Müll in der Tonne war, und sortieren ihn aus. Sie verstehen unser Vorhaben“, lobt Schweers. Wiederholungstäter gebe es nur selten. „Die Menschen lernen schnell. Wir merken uns natürlich die Adressen, wo wir Fehlwürfe erkannt haben. Dort fahren wir später gezielt noch mal hin. Meist ist danach alles gut. Da sind Verbesserungen zu erkennen“, erzählt Schweers.
Werden Fehlwerfer drei Mal erwischt, sei eine Strafe von 30 Euro fällig. „Wird man danach noch mal auffällig, wird ein Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet. Das kann bis zu 5 000 Euro kosten“, so Albrecht. Dies sei aber noch nicht vorgekommen.
Ein großes Problem in den Biotonnen stelle Plastik dar (wir berichteten). Es sei der Stoff, der in Biotonnen am häufigsten als Fehlwurf entlarvt werde. „Immer wieder finden wir kompostierbare Plastiktüten in den Biotonnen. Firmen werben sogar dafür, dass diese in die Biotonne gehören. Das ist aber falsch“, weiß Albrecht.
Dass die Hersteller diese Tüten als biologisch abbaubar bezeichnen dürfen, liegt an einer europäischen Industrienorm. Sie legt fest, inwieweit die Tüten sich zersetzen müssen und fordert, dass nach zwölf Wochen nur noch zehn Prozent der Bestandteile größer als zwei Millimeter sein dürfen.
Das ist beim Kompostwerk im Entsorgungszentrum Bassum aber gar nicht möglich, da der Zersetzungsprozess nur acht Wochen andauert. Bei den kompostierbaren Plastiktüten besteht also die Gefahr, dass sie nicht gründlich zersetzt werden und in Mikroplastik zerfallen.
„Das kann nicht ganz verhindert werden. Die Partikel landen dann auf den Beeten und Äckern, werden ins Grundwasser gespült, gelangen ins Meer – und damit in unsere Nahrungskette“, berichtet Albrecht. Warum die europäische Norm so aussieht? „Für diese Norm wurden keine Kompostwerke, sondern die Tüte an sich getestet – also wie schnell sich die Tüte zersetzt. Da wurde bei den Kompostwerken gar nicht nachgefragt, wie lange deren Zersetzungsprozess andauert.“ In welchem Zeitraum andere Zentren ihren Müll zersetzen, wisse Albrecht nicht. Fakt ist: „Im Landkreis Diepholz dürfen keine kompostierbaren Plastiktüten in die Biotonne.“
Wie der Biomüll richtig entsorgt wird, zeigt die AWG mit der Herstellung neuer Bioabfalltüten. Seit Beginn des Jahres gibt es sie auf den vier großen Wertstoffhöfen in Bassum, Diepholz-Aschen, Sulinger Land und Stuhr/Weyhe zu kaufen (wir berichteten). „Man kann aber auch in jedem beliebigen Supermarkt Papiertüten für Bioabfall kaufen“, so Schweers.
Was außerdem nicht in die Biotonne, sondern in den Restmüll gehört, seien Katzenstreu und Windeln. „Die Dinge finden wir immer wieder in der Biotonne. Da sind einige Leute einfach unwissend“, sagt Schweers.
Andersrum kämen Fehlwürfe im Restabfall selten vor. „Es ist ja meist die Restabfalltonne, die bis oben voll ist, und nicht die Biotonne. Es gibt seltener Überschuss an Biomüll, der dann woanders rein müsste“, begründet er.
Insgesamt sei der Anteil an Fehlwürfen im Landkreis im Gegensatz zu anderen Regionen nicht allzu hoch. AWG-Geschäftsführer Andreas Nieweler sagt: „Der Kompost im Landkreis Diepholz weist aktuell noch eine sehr gute Qualität auf, um die uns viele Kommunen beneiden. Aber jeder Fehlwurf gefährdet diesen Standard. Dem wollen wir aktiv entgegenwirken.“
Für das Aussortieren des „falschen Materials“ im Biomüll gibt es eine hochwertige Maschine. „Sie bekommt dort viele Störstoffe raus, aber nicht alles. Die Maschine ist sehr teuer. Wenn wir sie nicht bräuchten, wäre das gut“, sagt Schweers. Dann dürfe es aber nie Fehlwürfe geben. Das sei sehr unwahrscheinlich.
Wer nicht weiß, welches Material in welche Tonne entsorgt werden muss, kann sich auf der Internetseite der AWG (awg-bassum.de) das Abfall-ABC anschauen. Dominik Albrecht sagt: „Wer dann immer noch nicht weiß, wohin mit dem Müll, kann auch einfach bei uns anrufen und nachfragen.“